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Marathon – Warum?

Sie sind auf der Seite von Culture your System. Doch jetzt wird es persönlich. Ich bin am Sonntag, den 28.04.2019 einen Marathon gelaufen: 42,195 Kilometer. Was das Laufen für mich bedeutet, möchte ich mit Ihnen teilen:


42,195 Kilometer – Davor

Zu lang, verrückt, komisch, unvorstellbar.

Muss das sein?

Genau das dachte ich bis vor kurzem – es ist ca. 2 Jahre her – auch. Dann lief ich den ersten Halbmarathon und in meinem Kopf entstand die Idee, dass ich ganz möglicherweise auch in der Lage sein könnte, einen Marathon zu laufen. Letztes Jahr im Oktober war es in Frankfurt so weit und am Sonntag bin ich in den Marathon in Hamburg gelaufen.

Respekt, das könnte ich nicht.

Wenn ich einem Nicht-Läufer erzähle, dass ich Marathon laufe, ist das eine häufige Reaktion. Und ich denke dann, “das dachte ich auch. Respekt Kathrin”.

Und ich dachte das nicht nur davor, sondern auch in der Vorbereitung und während des Marathons. Denn wenn man das erste Mal an einer Marathon Veranstaltung teilnimmt, dann ist man bis zu diesem Tag nie diese 42,195 Kilometer gelaufen. Das heißt, man weiß nicht, ob man (der eigene Körper) dazu in der Lage ist, diese 42,195 Kilometer zu laufen.

Bereits in der Vorbereitung zählen Mut, Vertrauen, Ausdauer.

In der Vorbereitung tastet man sich langsam an die Kilometer heran. Man läuft mehrere lange Läufe, steigert sukzessive bis hin zu 32 Kilometer. Die langen Läufe sind langsame Läufe. Das heißt, bei diesen langen Läufen ist auch das Tempo reduziert. Sowohl die Strecke als auch das Tempo auf einem Großteil der Strecke ist man bis zu diesem einen Tag nie gelaufen.

Vor Frankfurt wusste ich, ich kann 32 Kilometer laufen. Nach diesem einen Trainingslauf dachte ich allerdings, niemals geht das länger und schneller. Nach Frankfurt wusste ich, ich kann 42,195 Kilometer laufen. Ich wusste allerdings nicht, ob ich das avisierte Tempo würde halten können.

42,195 Kilometer – Während

Marathon Laufen bedeutet für mich Vertrauen.

Marathon Laufen bedeutet für mich Vertrauen. Vertrauen in mich, mein Gefühl und in Erfahrungen. In der Vorbereitung läuft man weder diese Distanz noch dieses Tempo auf die Distanz. Das heißt, ich vertraute auf die Erfahrung anderer: Was ist mit welchem Training, mit welchem Leistungsstand erreichbar?

Gleichzeitig bedeutet Marathon Laufen auch Vertrauen in sich selbst. Hineinspüren. Auf den eigenen Körper hören. Das gilt einerseits beim Training, andererseits aber auch beim Marathon selbst. In Frankfurt, bei meinem ersten Marathon, bin ich gefühlt bis zum Halbmarathon “geflogen”. Ab Kilometer 27 wurde es richtig zäh und mir fehlte die Kraft. Also steuerte ich dagegen. Ich hörte auf meinen Körper, reduzierte die Geschwindigkeit und gewann das Vertrauen zurück: Ich schaffe das. Es wird länger dauern als gedacht. Aber das ist egal. Ich werde mein Ziel erreichen, den Lauf genießen und ich werde ankommen.

Und ich erreichte das Ziel. Ich habe meinen ersten Marathon gefinisht. Ich wusste, ich schaffe das. Ich habe auf meinen Körper gehört, reguliert, aber weiter gemacht. Diese Erfahrung ist unglaublich wertvoll. Und diese Erfahrung schärft in meinem täglichen Leben Ausdauer, Kraft, Mut und das Gespür, wann ich regulieren sollte.

Das Gefühl während des Laufs, wenn du realisiert, das wird was. Ich bin auf dem richtigen Weg. Das ist unbeschreiblich.

Die Erfahrung aus Frankfurt spielte mir einen kleinen Streich… In Hamburg spürte ich um den Halbmarathon herum in mich hinein. Ich war der festen Überzeugung, das fühlt sich anstrengender an, als Frankfurt. Was konnte das bedeuten? Ich war der Überzeugung, das bedeutet, ich habe zu viel Gas gegeben. Ich habe es übertrieben. Und diesmal wird es bei den letzten Kilometern richtig hart. Die Zuschauer und die Menge gaben mir aber Auftrieb. Ich war dankbar, hier zu sein, laufen zu können. Die nächsten Kilometer verflogen und plötzlich wusste ich: Meine Energie reicht! Das wird was. Mein Kopf sagte nicht: Oh je, das sind noch 10 Kilometer. Mein Kopf sagte: Krass, nur noch 10 Kilometer. Das schaffst du. Das hast du schon zig mal gemacht. Und ich rannte weiter.

42,195 Kilometer – Danach

Glücklich und dankbar – aber eigentlich unbeschreiblich

Und dann hat man es geschafft. Mit Vertrauen in sich selbst, positiven Gedanken und dem richtigen Gespür für den eigenen Körper hat man es geschafft. Das Gefühl nach einem Marathon? Glücklich, zufrieden und dankbar. Aber eigentlich ist das Gefühl unbeschreiblich. Ich bin dankbar, dass ich mir selbst diese Erfahrung geschenkt habe und dankbar an alle Menschen, die Teil dieser Erfahrung sind und sie unterstützt haben. Das sind neben Familie, Freunden, Bekannten auch wahnsinnig viele unbekannte Menschen, die auf der Strecke (und auch aus der Ferne) Stimmung machten, klatschten, Musik machten, Essen und Getränke reichten, sich Zeit nahmen, dich abklatschten, dir in die Augen schauten, deinen Namen riefen und dir Mut machten.

Während ich das schreibe, schießen mir die Tränen in die Augen. Tränen des Glücks und der Dankbarkeit. Ein Gefühl, genau wie während des Laufs. Der Moment, in dem man realisiert: Das wird was.

Marathon Laufen – die Vorbereitung und der Lauf – ist mutig. Aber der Mut zahlt sich aus. Der Gewinn ist nicht der eine Lauf, sondern die Erfahrung fürs Leben. Die Vorbereitung erfordert Disziplin – aber bereits die Vorbereitung auf den Marathon bedeutet für mich, den ersten Schritt zu wagen. Vertrauen in ein Ziel zu haben, Vertrauen in sich selbst zu haben. Ausdauer und Geduld zahlen sich aus. Und die Läufe – in der Vorbereitung – sind für mich der perfekte Ausgleich zum Alltag. Mein Körper ruft da ab, was er braucht. Manchmal ist es Entspannung, zur Ruhe kommen. Ich denke an nichts. Bin eins mit der Natur. Ich höre nur meinen regelmäßigen Atem, er gibt mir den Rhythmus vor. Und manchmal spielt mein Kopf Gedanken durch, die im Lauf “ausgelaufen” werden. Oder Gedanken verfestigen sich, werden klarer. Die Ursprungsidee zur Gründung von Culture your System entstand zwar nicht beim Laufen. Aber die Idee verfestigte sich hier. Vision und Idee, Ziel und Weg wurden beim Laufen klar.


Das nächste Mal gibt´s auf meinem Blog wieder Neues zum Thema Unternehmenskultur, New Work und Arbeitsrecht. Versprochen!


Kathrin Hartmann

Rechtsanwältin / Culture your System


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